2005 war kein gutes Jahr für die zivile Luftfahrt:
(aus www.orf.at )
Bei mehr als 60 Flugzeugabstürzen kamen doppelt so viele Menschen ums Leben wie noch im Jahr davor. Auffällig ist die hohe Zahl von Crashs großer Passagiermaschinen - der dramatischste davon war derjenige der Helios-Maschine in Griechenland. Die Piloten waren zuvor bewusstlos geworden. Außerdem schlagen die Experten Alarm: Bei der Flugsicherheit wird die Kluft zwischen reichen und armen Ländern immer größer.
Das Jahr 2005 hat der internationalen Zivilluftfahrt einen herben Rückschlag mit 1.054 Toten weltweit gebracht. 64 Flugzeuge gingen dabei verloren.
2004 hatte die Weltluftfahrt 516 Tote rund um den Globus zu beklagen. Das war allerdings das mit Abstand beste Jahr in jüngerer Vergangenheit.
Auch 2005 blieb jedoch trotz eines kontinuierlich gestiegenen Verkehrsaufkommens unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre mit gut 1.100 Verkehrstoten jährlich.
Horrorjahre 1985 und 1996
Das geht aus der jüngsten Übersicht des deutschen Flugunfallbüros JACDEC (Jet Airliners Crashes Evaluation Centre) hervor, die jetzt vom deutschen Magazin der Ziviluftfahrtfahrt, " Aero International", veröffentlicht wurde.
In schlimmer Erinnerung sind noch die Jahre 1985 mit 1.801 und 1996 mit 2.272 Luftfahrttoten.
Sechs große Crashs
Während es 2004 nur einen Unfall mit über 100 Opfern gab, als eine Boeing 737 der Flash Airlines bei Scharm el Scheich in Ägypten abstürzte, gab es im vergangenen Jahr nicht weniger als sechs Totalverluste mit jeweils über 100 Toten.
Ähnlich viele Unfälle hatte es zuletzt vor neun Jahren gegeben.
Kluft zwischen Arm und Reich
Die schlimme Erkenntnis des Jahres 2005 aber lautet: Die Kluft in puncto Luftsicherheit zwischen den armen und reichen Ländern der Erde ist größer geworden. " Aero International" stellt angesichts dieser Fakten die kritische Frage: "Sicherheit nur für die Reichen?"
Afrika besonders gefährlich
Tatsächlich starb ein Drittel der Opfer des Jahres 2005 in Afrika, obwohl dort nur zwei Prozent des Weltluftverkehrs bewältigt werden. Schlimmer denn je ist die Situation in Nigeria und in der Demokratischen Republik Kongo.
"Korruption und ungenügende Kontrolle der Fluglinien durch den Staat verhindern dort seit Jahren den Aufbau einer zeitgemäßen Sicherheitsstruktur", heißt es dazu in dem deutschen Fachmagazin.
Flieger werden schlecht gewartet
Nach bisherigen Erkenntnissen ist über die Hälfte der Abstürze, die sich mehrheitlich in der "Dritten Welt" ereigneten, vor allem auf ungenügende Wartung der Flugzeuge zurückzuführen.
Die auffallende Erkenntnis: In Russland, in den vergangenen Jahren oft ein Sorgenkind der internationalen Luftfahrtbehörden, ist die Zahl der Verkehrstoten deutlich gesunken. Dagegen gab es oft Unfälle mit alten russischen Flugzeugen in Afrika.
China: Exzellente Piloten
In der Volksrepublik China, wo der Luftverkehr stürmisch wächst und immer mehr neue Flugzeuge von Airbus und Boeing eingesetzt werden, genießt die Pilotenausbildung längst einen exzellenten Ruf. Dort gab es 2005 keine Unfalltoten.
Europa, Nordamerika und Australien blieben - abgesehen vom makabren Absturz der Helios-Boeing 737-300 - weitgehend von schweren Unfällen verschont.
Zwei der schwersten Unfälle haben sich Ende 2005 in Nigeria ereignet. Der - bezogen auf den Unfallhergang - dramatischste Crash ereignete sich in Griechenland.
Die erste schwere Luftfahrtkatastrophe war aber jene am 3. Februar in Afghanistan: Eine Boeing 737-200 der Kam Air zerschellt bei Band-e im Schneesturm nach abgebrochenem Landeanflug an einem Berghang. Die traurige Bilanz: 104 Tote.
Unheimliche Crash-Serie
Erst ein halbes Jahr später ereignete sich die nächste Katastrophe, doch dann ging es fast "Schlag auf Schlag".
14. August: Eine Boeing 737-200 der Helios Airlines, die schon zuvor wiederholt technische Probleme hatte, stürzt aus bis heute nicht geklärten Gründen nach einem grotesken Irrflug bei Kalmos in Griechenland ab. Die Piloten waren offenbar bewusstlos. 121 Menschen an Bord sterben.
Nur zwei Tage später, am 16. August, zerschellt eine MD-80 der West Carribean Airlines nach Triebwerksproblemen nahe Machiques in Venezuela. 160 Menschen sterben - meist Urlauber, die von Panama City nach Martinique reisen wollten.
Und am 5. September stürzt eine Boeing 737-200 der Mandala Airlines bei Medan in Indonesien nach Triebwerksproblemen kurz nach dem Start in ein Wohngebiet. Zu den 101 Todesopfern an Bord kommen 44 Menschen, die auf dem Boden starben. 16 Flugzeuginsassen überlebten.
Absturz in Waldgebiet
Am 22. Oktober zerschellt eine Boeing 737-200 nahe Lissan in Nigeria offenbar aus technischen Gründen in einem Waldgebiet. Weder der Flugdatenschreiber noch der Cockpit-Voice-Recorder werden gefunden. Bilanz: 117 Tote.
Und am 10. Dezember stürzt eine alte DC-9-92 der Sosoliso Airlines bei der Landung in Port Harcourt in Nigeria ab. Nur einer der 109 Insassen überlebt.